Papst Benedikt XVI.
und
Göttliche Barmherzigkeit
Vertrauen
In unserer Zeit hat es die Menschheit nötig, dass die Barmherzigkeit Gottes kraftvoll verkündigt und bezeugt wird. Prophetisch ahnte diese Pastorale Dringlichkeit der Geliebte Johannes Paul II., der ein grosser Apostel der göttlichen Barmherzigkeit gewesen ist. Dem barmherzigen Vater widmete er seine zweite Enzyklika, und während seines ganzen Pontifikats machte er sich zum Missionar der Liebe Gottes bei allen Völkern. Nach den tragischen Ereignissen des 11. September 2001, die den Beginn des dritten Jahrtausends verdunkelten, forderte er die Christen und die Menschen guten Willens auf zu glauben, dass die Barmherzigkeit Gottes stärker als alles Böse ist, und dass sich nur im Kreuz Christi das Heil der Welt findet. Die Jungfrau Maria, Mutter der Barmherzigkeit, die wir gestern als die Schmerzhafte Mutter Gottes zu Füssen des Kreuzes betrachtet haben, erwirke für uns die Gabe, immer auf die Liebe Gottes zu vertrauen, und sie helfe uns, barmherzig zu sein wie unser Vater im Himmel.
Angelus, 16. September 2007
Barmherzige Liebe des Vaters
Wer viel Liebe zeigt, dem vergibt Gott alles. Wer auf sich selbst und seine eigenen Verdienste vertraut, ist durch sein Ich wie geblendet, und sein Herz verhärtet sich in der Sünde. Wer dagegen erkennt, dass er schwach und sündig ist, vertraut sich Gott an und erhält von ihm Gnade und Vergebung.
Es ist notwendig, eben diese Botschaft zu vermitteln: Am wichtigsten ist es, verständlich zu machen, dass man im Sakrament der Versöhnung - ganz gleich, welche Sünde man begangen hat, wenn man sie demütig bekennt und vertrauensvoll zum Beichtvater geht - immer die Freude der Vergebung Gottes erfährt, die inneren Frieden schenkt . In dieser Hinsicht kommt eurem Kurs grosse Bedeutung zu: Sein Ziel ist es, Beichtväter auszubilden, die unter dem Gesichtspunkt der Lehre gut qualifiziert und in der Lage sind, die Pönitenten die barmherzige Liebe des himmlischen Vaters erfahren zu lassen. Stimmt es etwa nicht, dass wir heute einer gewissen Entfremdung von diesem Sakrament gegenüberstehen? Wenn man nur auf dem Sündenbekenntnis besteht - das es natürlich geben muss, und man muss den Gläubigen helfen, seine Bedeutung zu verstehen -, dann läuft man Gefahr, den zentralen Punkt dieses Sakraments, also die persönliche Begegnung mit Gott, dem gütigen und barmherzigen Vater, in den Hintergrund zu drängen. Im Mittelpunkt der Feier des Sakraments steht nicht die Sünde, sondern die Barmherzigkeit Gottes, die unendlich grösser ist als alle unsere Schuld.
Ansprache für die Teilnehmer an einem Kurs der Apostolischen Pönitentiarie, 7. März 2008
Barmherzigkeit und nicht Gerechtigkeit
Die Jungfrau Maria hat im Verlauf der Kirchengeschichte nichts anderes getan, als ihre Kinder aufzufordern, zu Gott zurückzukehren, sich ihm im Gebet anzuvertrauen, mit vertrauensvoller Beharrlichkeit an die Tür seines barmherzigen Herzens zu klopfen. Er wünscht in Wahrheit nichts anderes, als die reiche Fülle seiner Gnade über die Welt auszugiessen: "Barmherzigkeit und nicht Gerechtigkeit", flehte Maria, die wusste, dass sie sicherlich bei ihrem Sohn Jesus Gehör gefunden hätte, sich aber ebenso der notwendigen Umkehr der Herzen der Sünder bewusst war. Deshalb hat sie zum Gebet und zur Busse aufgefordert.
Predigt bei Eucharistiefeier in Savona, 17.Mai 2008
Barmherzigkeit - das Feuer der Liebe
Um Missverständnisse zu vermeiden, muss man feststellen, dass die Barmherzigkeit Jesu sich nicht darin zeigt, dass sie das Sittengesetz ausklammert. Für Jesus ist das Gute gut und dass Böse schlecht. Die Barmherzigkeit verändert nicht die Merkmale der Sünde, aber sie verbrennt sie in einem Feuer der Liebe. Dieser reinigende und heilmachende Effekt verwirklicht sich, wenn es im Menschen eine Entsprechung der Liebe gibt, die die Anerkennung des Gesetzes Gottes, die aufrichtige Reue, den Vorsatz, ein neues Leben zu führen, einschliesst. Der Sünderin im Evangelium wird viel vergeben, denn sie hat viel geliebt. In Jesus schenkt Gott uns Liebe und bittet uns um Liebe.
Predigt beim Pastoralbesuch in Assisi, 17. Juni 2007